Ablauf der amtlichen Prüfung
Die amtsärztliche Prüfung vor dem Gesundheitsamt ist der entscheidende Schritt zur Erlangung der Heilpraktikererlaubnis. Hier erfahren Sie alles zum genauen Ablauf und zur Vorbereitung.
Prüfungsziel und -grundsatz
Die Prüfung dient dem Nachweis, dass der Kandidat die Heilkunde ohne Gefahr für die Volksgesundheit ausüben kann. Dies ist der Kerngedanke des § 1 Heilpraktikergesetz.
Prüfungsgrundsatz: Es geht nicht um medizinische Exzellenz, sondern um die sichere Ausübung der Heilkunde und die Gefahrenabwehr.
Wichtige Kenntnisse
- •Erkennen behandlungsbedürftiger Krankheiten
- •Grenzen der eigenen Fähigkeiten
- •Notfälle richtig behandeln
- •Weiterleitung an Fachärzte
Prüfungsort
- •Zuständiges Gesundheitsamt
- •Meist in den Räumlichkeiten des Amtes
- •Prüfungszeitraum: 1-2 Tage
- •Prüfer: Amtsarzt + medizinischer Laie
Schriftliche Prüfung (Teil 1)
Struktur
- •Dauer: 60 Minuten
- •Format: 60 Multiple-Choice-Fragen
- •Bestehensgrenze: 45 Punkte (75%)
- •Arztbegleitet: Ein Arzt überwacht
Themenschwerpunkte
- •Anatomie & Physiologie: 20-25 Fragen
- •Krankheitslehre: 20-25 Fragen
- •Heilpraktikergesetz: 5-10 Fragen
- •Allgemeines: 5-10 Fragen
Mündlich-praktische Prüfung (Teil 2)
Struktur
Die praktische Prüfung besteht aus mehreren Abschnitten und dauert in der Regel 30-45 Minuten pro Prüfling.
Untersuchungsteil
- •Untersuchung einer Testperson
- •Reflexprüfung
- •Blutdruckmessung
Gesprächsteil
- •Präsentation eines Krankheitsfalls
- •Differentialdiagnose
- •Fragen zur Gesetzgebung
Typische Prüfungssituationen
Allgemeiner Fall
Präsentation eines Patienten mit Symptomen
- • Anamnese und Befunderhebung
- • Verdachtsdiagnosen
- • Behandlungsplan
Notfallsituation
Beschreibung eines medizinischen Notfalls
- • Sofortmaßnahmen
- • Notruf-Organisation
- • Weiterbehandlung
Praktische Demonstration
Demonstration von Untersuchungstechniken
- • Blutdruckmessung
- • Reflexprüfung
- • Palpationstechniken
Gesetzeskunde
Fragen zu rechtlichen Rahmenbedingungen
- • § 1 HeilprG (Erlaubnis)
- • § 2 HeilprG (Hindernisse)
- • Meldepflichten
Häufige Prüfungsfehler
- •Unsichere Differentialdiagnose: Keine Abgrenzung zwischen ähnlichen Krankheitsbildern
- •Mangelnde Notfallkenntnisse: Falsche Priorisierung bei Notfällen
- •Gesetzesunkenntnis: Falsche Antworten zu Berufspflichten
- •Fehlende Risikoeinschätzung: Gefahr für Patientengesundheit nicht erkannt
- •Nervosität: Mangelnde Selbstsicherheit bei praktischen Demonstrationen
Erfolgsstrategien
- •Strukturierte Vorbereitung: Themengebiete systematisch durcharbeiten
- •Praxistraining: Untersuchungstechniken üben
- •Fallbeispiele: Patientenfälle durchspielen
- •Gesetzestexte: HeilprG und relevante Vorschriften lernen
- •Probeklausuren: Schriftliche Prüfung simulieren
Zeitlicher Ablauf
Vor der Prüfung
- •4-6 Wochen vorher: Anmeldung beim Gesundheitsamt
- •2-3 Wochen vorher: Benachrichtigung mit Termin
- •Letzte Woche: Intensive Wiederholung
Prüfungstag
- •Vormittag: Schriftliche Prüfung (60 Min.)
- •Mittagspause: Ergebnisverkündung
- •Nachmittag: Mündlich-praktische Prüfung
Nach der Prüfung
- •Sofort: Mündliche Rückmeldung
- •Bei Bestehen: Erlaubnisurkunde
- •Bei Nichtbestehen: Wiederholung möglich
Formalvoraussetzungen
Erforderliche Dokumente
- •Amtlicher Fragebogen: Persönliche Angaben
- •Lebenslauf: Tabellarischer Überblick
- •Führungszeugnis: Zur Vorlage
- •Gesundheitszeugnis: Arztliche Bescheinigung
- •Geburtsurkunde: Kopie
Hindernisgründe (§ 2 HeilprG)
- •Vorbestrafungen: Bestimmte Straftaten
- •Suchtproblematik: Alkohol, Drogen, Medikamente
- •Psychische Erkrankungen: Bei mangelnder Zuverlässigkeit
- •Körperliche Leiden: Bei Ausübungshindernis
Zusammenfassung
Die Heilpraktikerprüfung ist anspruchsvoll aber gut vorbereitetbar. Mit systematischer Lernarbeit und praktischer Übung stehen die Chancen auf Bestehen sehr gut. Die Durchfallquote liegt bei ca. 20-30%, meist wegen mangelnder Vorbereitung.
Wichtige Tipp:
Konzentrieren Sie sich nicht auf medizinische Details, sondern auf die sichere Erkennung behandlungsbedürftiger Zustände und die korrekte Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen.